Hier noch eben schnell ein kleiner Blitzblog, fast just in time. Gerade geht ein schöner Kinoabend zu Ende. Dass der Abend schön war, lag an Popcorn und Cola (Suchtbefriedigung macht immer ein wenig glücklich) und der amüsanten Begleitung. Am Film – Snow White & the Huntsman – lag es nur bedingt. Ein Meisterwerk hatte niemand erwartet, zu schlecht (einhellig und überzeugend) waren die Kritiken. Der Film hatte zwar hier und da seine (kurzen) Momente, vieles davon war aber eher unfreiwillig komisch.
Völlig daneben ist allerdings der Tenor der meisten Kritiken, die ich vorab gelesen habe. Immer wieder heißt es da, Kristen Stewart falle durch miese Schauspielerei auf, sie habe nur einen Gesichtsausdruck anzubieten, würde den immergleichen Twilight-Blick zum Besten geben. Bla bla bla. Fakt ist, wenn man ernsthaft hinsieht, kann man sehen, dass Kristen Stewart eine ernsthaft gute Schauspielerin ist. Hätte Sie Twilight nicht gemacht, käme niemand auf die Idee, das, was sie auf der Leinwand anbietet, derart zu verunglimpfen.
Selbst in Snow White & the Huntsman gibt es reihenweise Großaufnahmen, die zeigen, wozu Kristen Stewart im Stande ist. Sie zwingt einen, genau hinzusehen; sie macht es einem unmöglich, den Blick abzuwenden; sie zwingt einen, sich ständig zu fragen, was sie da eigentlich macht. Es sind ‚Kleinigkeiten‘ in ihrer Mimik, die diesen Effekt erzeugen (unfassbar, zum Beispiel, ihre Augenlider). Diese Mischung aus sehr zurückhaltender Mimik mit immer wieder gesetzten, irritierenden Akzenten hat etwas Mysteriöses – man hat immer den Eindruck, als sei da noch etwas, das man (noch) nicht erfasst.
Wenn das dann als ‚die immergleiche Twilight-Chose‘ abgetan wird, dann ist das eben nicht Kristen Stewarts Problem. Es ist das Problem von Regisseuren, Drehbuchautoren und Kameraleuten, die offenbar der Meinung sind, einen bestimmten filmästhetischen Quark um Kristen Stewart herumbauen zu müssen, wenn man sie schon einmal in einem Film hat. Kristen Stewart spielt eben nicht immer wie in Twilight, sondern sie wird immer wie in Twilight in Szene gesetzt. Das ist ein Unterschied.
Dass Kristen Stewarts Spiel in Snow White & the Huntsman mitunter daneben wirkt, liegt an den Bildern und der Geschichte um sie herum. Jede Faszination, die von ihrer Mimik ausgeht, verschwindet sofort, wenn man nicht mehr nur sie, sondern den Film wahrnimmt. Immer dann, wenn man kurz davor ist, den Bewunderungsmodus gegenüber einer guten Schauspielerin einzuschalten, reißt der Film einen sofort wieder heraus.
Bleibt zu hoffen, dass Regisseure, Drehbuchautoren und Kameraleute sich irgendwann von ihren Pawlow’schen Twilight-Reflexen lösen. Bis dahin muss The Runaways (2010, Regie: Floria Sigismondi) einfach die Stellung halten.
ps. Trotz alledem, danke für die Wiederauferstehung von Milla „Jeanne d’Arc“ Jovovich im letzten Viertel von Snow White & the Huntsman!
Ein Kommentar zu „Snow White & the Huntsman – arme Kristen Stewart“