alice in her party dress: resident evil 5

Mein Name ist Alice. Ich habe für die Umbrella Corporation gearbeitet. Ich war Sicherheitschefin eines unterirdischen Laborkomplexes namens The Hive. Ich bin dafür verantwortlich, dass Dr. Luks seinen ersten 3D-Film im Kino gesehen hat, dass er ein halbes Dutzend Herzstillstände hatte und nun davon überzeugt ist, dass diese 3D-Technik wohl nicht mehr aus dem Kino verschwinden wird.

Dass ich Resident Evil liebe, habe ich schon wiederholt gestanden. Daher kann und will ich hier auch keine Filmkritik von Resident Evil: Retribution (Regie: Paul W.S. Anderson) schreiben – schließlich besteht eine wichtige Kritiker_innenregel darin, kein Fan des Besprochenen sein zu sollen. Natürlich ist Resident Evil: Retribution ein genauso grandioses Spektakel wie immer. Alice prügelt und begnügt sich mit wenigen kürzestmöglichen Sätzen. Wie immer sind manche Choreographien von poetischer Schönheit.

Die Prozeduren des Ein- und Umkleidens in Resident Evil wären eine eigene kleine Studie wert, die ich sofort in Angriff nehmen würde, wenn ich ein Experte in kulturwissenschaftlichen fashion studies wäre. Die Filme, vor allem der aktuelle Teil, spielen permanent mit Outfits und ritualisierten, symbolisch aufgeladenen Outfitwechseln. Die Filme verhandeln das wundervoll komplexe Verhältnis von Kleidung, Identität und Realität immer wieder neu. Sie spielen damit, dass bestimmte Outfits als Verkleidung (ein hübsches Vorstadthausfrauenkleidchen zum Beispiel) sichtbar werden und damit anzeigen, dass irgendetwas mit Alice und der Welt nicht stimmt, dass man sich auf einer Traum- oder Simulationsebene befindet. Alice‘ Changieren zwischen virtuos geschneiderter Krankenhaus- und Quasi-Gefängniskleidung auf der einen und ebenso experimentell designten Kampfmonturen auf der anderen Seite sind Legion. Alice in her party dress …

Resident Evil: Retribution bietet nicht nur Fashion(study)nistas einiges. Freund_innen virtueller Realitäten kommen auf ihre Kosten, weil der Film mit mehr als einem Augenzwinkern die vorangegangen Teile als Trainings- und Demonstrationslevel simuliert. Freund_innen düsteren Bombastsounds werden ebenfalls bedient. Der Soundtrack – beigesteuert vom transmedialen Komponistenduo tomandandy – klingt mitunter, als hätten Dead Can Dance den Sound von Winnetou mit atombetriebenen Synthesizern neu eingespielt. Das filmische 3D-Spektakel bekommt so eine beeindruckende weitere Dimension.

Nicht zuletzt bietet Resident Evil nun schon zum zweiten Mal die großartige Gelegenheit, die beiden ikonischen Actionstars unserer Zeit – Milla Jovovich und Michelle Rodriguez – in einem Film zu bewundern. Es ist schön zu sehen, dass der Typus Actionstar nicht mehr (allein) durch diesen Seniorentanztee um Sly Stallone definiert wird …

8 Kommentare zu „alice in her party dress: resident evil 5

  1. Kann ich aus dem Text schliessen, dass sich der aktuelle Teil lohnt? Ich war ja von allem was nach dem großartigen Teil 1 kam, bislang eher mäßig begeistert. Und wie ist das mit dem Trainingslevel zu verstehen? War alles nur simuliert? Allzu dramatisch fände ich das ja nicht. Wenngleich etwas billig.

    1. Ich finde schon, dass der Film sich lohnt. Ist ein sehr schickes Action-Spektakel mit ner Menge Humor, nur halt ohne vernünftige story 😉
      Und: Bisher war nicht alles simuliert, aber Umbrella hat im aktuellen Teil beschlossen, frühere Episoden „nachzubauen“, um dort ihre Biowaffen zu testen und vorzuführen – das ist also eher ein netter gag.

  2. Ehrlich gesagt muss ich zugeben, dass mir ‚Retribution‘ bisher am besten von allen ‚Resident Evil‘-Filmen gefallen hat. Der Film hat durchaus Spaß gemacht und gerade der Prolog war stark inszeniert. Trotzdem bin ich manchmal ein bisschen „gemein“ zu der Reihe. 😉

    Mit deinem letzten Absatz hast du aber wirklich recht! Diese Entwicklung/Tatsache ist wirklich erfreulich.

    1. mein heimlicher liebling ist resident evil: extinction … und natürlich bietet die reihe so oder so – bei aller liebe – dann ja doch auch gelegenheit genug, um ein einmal etwas gemein zu sein …

      1. ‚Extinction‘ mag ich auch nach ‚Retribution‘ am liebsten! Generell scheinen irgendwie die ‚Resident Evil‘-Filme mit den ungeraden Nummern, die besseren zu sein. Oder wie stufst du die anderen Teile ein?

      2. Stimmt, jetzt, wo ich drüber nachdenke, sind 1-3-5 wirklich die besseren. Hab gerade vor zwei tagen noch einmal den ersten teil gesehen, und ich mag den immer noch 😉
        Vielleicht brauchen die einfach immer einen brückenteil (2, 4), um wieder etwas durchzuatmen und neue ideen kriegen. Bei dem kinoerfolg der reihe deken sich die macher sicher, lieber schnell einen schwächeren teil rausbringen, als so lange zu warten, bis man wieder genug gute ideen hat …

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